Liebe Leserin/lieber Leser, ich weiß jetzt
nicht, was dich herführt. Die Neugierde? eine Not, die fast unerträglich ist? -
oder ein Informationsbedürfnis?
Es gibt mittlerweile schon viele und sehr
gute Seiten zum Thema "sexueller
Missbrauch in der Kindheit". Ich verstehe mich dazu nicht als Konkurrenz. Einige habe ich in die
Linkliste aufgenommen, von deren Links
aus könnt ihr euch dann weiterleiten lassen und habt dann ein sehr breites Spektrum, was es zu besagtem Thema
an Wissenswertem gibt.
Vor allem möchte ich im Forum eine
Plattform für Menschen, die in ihrer Kindheit
sexuell missbraucht wurden, zur Verfügung stellen. Oft ist es schon eine Hilfe, wenn man weiß, dass man nicht
alleine mit diesem Problem dasteht. -
Oft ist der eine oder andere auf dem Weg,
das Grauen der Erinnerungen zu überwinden, schon ein Stückchen weiter und kann damit denen, die noch am Anfang
ihres Wissens oder Ahnens stehen Rat
oder Zuspruch aufgrund der eigenen Erfahrungen geben.
Zu meiner Person:
Ich bin jetzt (2012) 65 Jahre. Habe
diverse Psychiatrie- Klinikaufenthalte
hinter mir wegen Suizidversuchen , späterem
Alkoholismus u.v.a. Ich bin
jetzt seit ca. 15 Jahren klinikfrei.
Ich möchte gerne mit den anderen zusammen
hier versuchen, dich davor zu bewahren,
dass du sooo weit kommst, dass du glaubst,
es gäbe nur mehr diesen einen Ausweg, dich selbst zu töten. Ich glaubte dies vor Jahren selbst und bin heute froh,
dass ich mich dabei zu dämlich angestellt
habe - oder aber, richtiger gesehen: dass ich unbewusst wahrscheinlich nicht wirklich sterben wollte (auch wenn ich
meine Suizidversuche im Bewusstsein
durchaus ernst gemeint hatte), aber auch nicht wusste, wie denn LEBEN?! Ich kam nach mancher
therapeutischen Irrfahrt in sehr gute Hände
bei "meiner" Ärztin. Ihr verdanke ich es, dass ich heute Leben in seiner Fülle wahrnehmen kann. mit großer
Wahrscheinlichkeit verdanke ich ihr, dass ich überhaupt über-lebt habe und heute wieder sehr gerne lebe.
Die Kindheitserinnerungen gehören zwar zu mir als Erinnerung, die mich aber nicht mehr
wirklich zerstören - Und ich kann heute
auch wieder sehr viel Schönes, LebesWERTES in mich aufnehmen und mich
damit zu neuen Erfahrungen tragen
lassen. Leben ist nicht nur schwarz oder weiß, sondern BUNT -
wenn man wieder die Farben sehen kann.
Lasst euch dabei bitte helfen.
Es IST wirklich möglich, die Schatten der
Vergangenheit zu überwinden - aber
meistens braucht man dafür Helfer. Suche sie dir - es ist dein RECHT!
schämen sollten sich die Täter, nicht du!
Wir sind leider viele, viel zu viele!
(die manche immer wieder überrollt), zu
Essstörungen, Süchten, Selbstverletzungen,
Suizidversuchen: (und was wir so alles an zerstörerischen Schein-Hilfsmitteln ausprobiert haben): Es gibt KEINEN Grund, dass du einen LETZTEN
(oft) unwiderruflichen Schritt tun
musst. Jedenfalls aus meiner heutigen
nachträglichen Sicht, die ich damals
allerdings sooo nicht hatte.
Ich verwechselte das
"Sterbenwollen" mit einem "Sooo
nicht leben können". Sprich mit uns im Forum darüber. Je mehr es dir gelingt, dein eigenes
Selbstbewusstsein, das man dir mit
Füßen niedergetrampelt hat, wiederzugewinnen, umso eher siehst du auch wieder neue Ziele, neue Möglichkeiten zum Ausprobieren und wieder auch Freude am
Leben zu gewinnen. Glaub es mir ruhig,
ich weiß, wovon ich spreche. Wenn es
dir aber im Moment unerträglich schlecht geht und dir trotzdem nicht jetzt und gleich geantwortet wurde (manchmal müssen wir halt auch erst über
eine Antwort nachdenken, manchmal sind
wir einfach durch den Alltag wie Beruf oder Studium / Familie verhindert) - glaube nicht "mir
kann/will ja keiner helfen" - bitte
sieh dir unbedingt die Notruf-Liste an, und versuche dort jemanden zu erreichen. Noch besser aber: Baue dir möglichst in
Zeiten, in denen es dir noch etwas
besser geht, eine Art Hilfsnetz auf, dass du immer eine Telefonnummer parat hast, die auch
erreichbar ist, wenn du es gar nicht
mehr aushältst. (Das können Freunde sein, das können aber auch betreute Chats oder eben die Notrufnummern sein). Du kannst dann MORGEN mit uns darüber
sprechen: Die ich hier vom Forum
bereits kenne, haben fast alle schon an
Suizid gedacht. Und sie sind unterschiedlich weit davon abgekommen.
Nicht jeder Tag ist gleich, was dich heute
an den Abgrund führt, kann sich morgen
schon etwas nüchterner darstellen. Und
viele von uns haben es schon wieder gelernt:
zu SEHEN mit aufnahmebereiten Augen: das Leid UND die Schönheit der
Welt, des Lebens. Auch dies bitte ich
dich hier rüberzubringen - nicht nur wenn
du traurig bist. Und selbstverständlich darf bei uns auch gelacht und gealbert werden!
München 2003 Alexandra Bieling
jetzt Potsdam 2012
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Diese HP wurde 2003 von mir und UTU von Aufrecht gegründet . Ich habe sie jetzt 2012 nochmals überarbeitet u.a. auch diesen Begrüßungstext. Dass ich klinikfrei bin, (damit meine ich Psychiatrie und psychosomatische Aufenthalte) hält nun seit 15 Jahren durchgehend an - trotz belastender Ereignisse im Privatbereich. Und darauf bin ich auch ein bisschen stolz. Denn ohne Mitarbeit in der Therapie geht es nicht. Ich hatte aber auch eine Therapeutin in München, die mich nie aufgegeben hat, auch zu einer Zeit nicht, als mich andere Therapeuten als "therapieresistent" abgelehnt haben. Ihr gebührt mein besonderer Dank an dieser Stelle. Bitte entschuldigt, dass ich hier trotz meines Riesen-Lobes ihren Namen nicht nenne. Sie ist jetzt über 70 Jahre und nimmt keine neuen Patienten mehr auf. Tut mir leid. A.B. |